gedankenblitz

hochbetrieb am graben
die kellnerin spannt
einen sonnenschirm auf

- lang nicht
der einzige weg
ein paar männer
in den schatten
zu stellen

Durchschaut

willst du ein bild von mir
fragte er
nach dem ersten stelldichein

nein danke
sagte sie

ich habe mir schon eines gemacht

rambo-niert

rambos haben keine probleme
rambos sind dick da
rambos ziehen den schwanz
nicht ein
rambos stehen ihren mann
rambos fallen nicht um
denn nur die harten kommen durch
und vor allem –
rambos schweigen

rambo-nierte männer
haben kein problem
sie sind eins

betrachtung

wenn einer
„im eck“ ist
dann wird von dem
nichts mehr erwartet
er ist abgeschrieben und
erledigt

und so gesehen
sind sie doch ziemlich typisch
– die herrgottswinkel

oder?

martini

ein schweres weinjahr
ist zu ende –
nun geht’s zum kosten
-zur leichten geburt

frisch und frech
rinnt er in die gläser – der junge wein

dann liegt er auf der zunge –
und erzählt dem
der geschmack hat
seine geschichte

die bauern wissen
wovon er spricht –
zwei dutzend mal
mit händen und füßen
durch all die pergolen
aus mühe und geduld
da hing das herz dran
der ganze mensch

wen wunderts da noch
dass einer einst sagte
dies ist mein blut

haiku

das land schminkt sich ab
das bunt taumelt zu boden
flug-blätter gottes

jedesmal

jedesmal
beim finden
eines dieser herzen
die irgendein hänsel
irgendeiner gretel
in irgendeinen baumstamm geritzt hat

hoffe ich
dass die namen
einmal fehlen

ich könnte mir dann denken
dieses herz
es hat dem baum selbst gegolten

summanocht

beim hamfoan
mittn in da nocht
bin i in mi gaunga
i wea mi bessan

dass i di net aufweck
schlof i wieda im kölla
dassd di net fiachst
drah i da des nochtkastllampal auf
dass da net haß wiad
moch i da sʹfensta auf
und dassd aufgweckt wiasd
mit musik
nimm i da
in gösnstecka weg

haiku

sommernachmittag
nicht ein windhauch hinkt vorbei
die sonne bäckt brot

Sperrstundendialog

nehmen sie mich mit
fragte er
sehe ich so aus
fragte sie
vielleicht
sagte er

ich lasse sie da
sagte sie
warum
fragte er
sie sehen schon zu mitgenommen aus
sagte sie

führungsqualitäten

männer
führen das wort
und die geschäfte
sie führen buch
titel und die aufsicht
sie führen aus und ein
zum altar
zu nichts
und krieg
hin und wieder
frauen
führen den haushalt
ihre hunde und
ihre hüte aus

vuasotz

heit aufd nocht
im kino
wauns gaunz finsta wiad
und da hamfri bogart
sei toschntiachl außazaht
do gib i ma an ruck
und ruck a stickl
hi zu dia
und no ans
und no ans
und daun –
daun lahn i mi afoch au an di

hoffantlich
losst mi daun net auglahnt

märz

der februar
hat den hut genommen
von feuchten dächern

im weinberg
lässt sich
die verstockte erde
erweichen
noch hält alles still –
die neuen hoffnungsträger
sind kurz angebunden
und erheben ihre augen zum himmel

erste welt

man bezeichnet
uns als
erste welt

und wir
gehen mit ihr um
als wäre sie
das letzte

der witz vom totmachen

zwei bomben
sitzen im keller
und rauchen noch

sie sehen ganz schön explodiert aus
sagt die eine

man tut nur
was man kann
sagt die andere

unberührt

nicht
ob maria
unberührt blieb

sondern
ob ich unberührt bleibe –

das ist die einzig
entscheidende frage

hundat und ans

in de letztn fünf joa
san bei uns im dorf
drei leit hundat joa oid wurn

des is wäu da wei so guad is
haum de weibauern gsogt

des is wäu ma sovü bet haum
hod de legiomariens gsogt
des is wäus bei uns so sche is
hod da vaschönarungsvarein gsogt
des is zwegn da kaumarodschoft
haum de kaumarodn gsogt
des is des is na wegn uns hoid
hod de von da gsundn gemeinde gsogt

jetzt haum vua kuazn
glei zwa unta fufzg plötzlich
a bankl grissn

do bin i scho gspaunnt

stöh da vua

stöh da vua
da bischof kummt auf visitation
und kana tuarat wos deagleichn
kane aufputztn madln mit an blumanstrauß
ka jugend
kane kinda
und ka freiwüllige feiawehr
ka siebnsiaße begrüßung
nua de hoiwat laare kirchn wia imma
vü kopfdiachln
a boa glotzn
und wenig echte zähnt

do tat a amoi schaun
da bischof
saumt sein schoffea
und wos tat a sogn…

vielleicht
owa nua vielleicht
tat a leise daunksche sogn

diskrepanz

soviel
lassen wir
im regen
stehen

nur
die regenwälder
nicht

summanocht

beim hamfoan
mittn in da nocht
bin i in mi gaunga
i wea mi bessan

daß i di net aufweck
schlof i wieda im kölla
daßd di net fiachst
drah i da des nochtkastllampal auf
daß da net haß wiad
moch i da sʹfensta auf
und daßd aufgweckt wiasd
mit musik
nimm i da
in gösnstecka weg

haiku

armes ackergold
verbannt das kornblumenblau
wir treiben‘s zu bunt

gedankenblitz

hochbetrieb am graben
die kellnerin spannt
einen sonnenschirm auf

- lang nicht
der einzige weg
ein paar männer
in den schatten
zu stellen

Kornfeld

Gleich den ähren im wind
mich wiegen
in gelassenheit

die finger aus dem spiel
und die hetze aufs korn nehmen

schlendern stattdessen -
den  feldweg hinaus

stille zu ernten

und
staunen

wie kind

wie ein gewitter entsteht
das werd ich wohl
nachlesen können
und warum es regnet –
ein kinderspiel

wo die steckdose
den wind für den fön hernimmt
und den lärm und das licht
und wie das alles
da hineinkommt bei
diesen kleinen löchern –
da lass ich mir
schon was einfallen

aber
wie kind
dir die bomben erklären
und wie den frühling
der protestiert ...

auf ana parkbaunk
im märz um mittanocht

leiwaund woas
und so sche woam
unta dein bullowa
und wos haum ma uns
net ollas gsogt

heit sitz ma
nimma duat
und waun –
daun dad irgendwea
irgendwaun sogn
gaunz sche koid is heit

Haiku

der frost resigniert -
in der trocknenden erde
summt freudig die saat

rauhnacht

wind und wasser
haben gezaubert
die ganze nacht

im weinberg posieren
die wunder in rauhen mengen

die zeit ist reif
uns daran zu erwärmen

heute noch

heute noch hinaus
und den alltag einfach
liegen lassen am schreibtisch

zaghaft begehe ich
die zwecklosigkeit
jeder schritt wird geschenk

in den äckern blüht die stille
am himmel schminkt sich
der abend und winkt

wie lang die zeit hier ist
wie voll ein gedanke

jetzt noch
den hügel hinauf

ja –
weihnachten ist in sicht

kellerwand

alt
und schon ziemlich
verkalkt
ich sehe
dem licht
und dem schatten zu
auf ihren
tagesreisen

Dickes Ende

liebe geht durch den magen
flötete er
als er immer dicker wurde
ja
sie geht
knurrte sie

aber du liegst

Wunsch für morgen

Die gedanken klar
ein bisschen wärme
Und junges lachen rundherum –
Das wäre schon was

straßeneröffnung

einmal
jene dabei sehen
die wirk-lich dabei waren
die kemals und mustafas
mit ihren staublungen und schwielen
nun den letzten handgriff zu tun
den einfachsten aller
den scherenschnitt
ein bißchen nur
zu teilen
die ruhmesblätter
den kies

Rehabilitation

im namen derer
die sitzen bleiben
in herbstsonnen und narrenkästchen

im namen derer
die sitzen bleiben
wenn alle anderen längst schon wieder
auf dem laufenden sind

im namen derer
die sitzen bleiben
sei diese wendung rehabilitiert
von ihrem kläglichen klang
und erhoben
in den rang
der heilsamen tugenden

Aufgelegt

du
bist mein stern
und du
mir schnuppe

Tagesziel

von kirchturm
zu kirchturm
von angelus
zu angelus
setze ich mich
in be-weg-ung
geh-bete auf den lippen
und blasen an den fersen

gehe egal was kommen mag
komme an egal wie es gehen mag
doch nicht zu kurz
komme mir die lang-samkeit
und alles
was mich verführte
zu tempo
zu hetze
und hast -
darf getrost
auf der strecke bleiben

ostanocht

wia da pforra
de ostakerzn
gweicht und auzundn hod
hod a gsogt
mia soin a brenna

oba wia daun
kana kumma is
von de ministrantn
hob i des gödbersl
wieda eigsteckt

frage

wenn autovertreter
autos verkaufen
und waschmaschinenvertreter
waschmaschinen
und versicherungsvertreter
versicherungen

was verkaufen dann
die volksvertreter?

Reim

ich ein armer tropf
und du aus stein

könnten wir nicht
eine tropfsteinhöhle
nur aus stalagnaten sein

an martin luther

wiast segn –
waun de wöd
untageht
und nua
dei opfibam
steht no umanaund
und da herrgott
gibt net auf
und wieda
wiads a paradies
mit dein opfibam
mittndrin –
daun
wast eh scho
wias weidageht

heute noch

heute noch hinaus
und den alltag einfach
liegen lassen am schreibtisch

zaghaft begehe ich
die zwecklosigkeit
jeder schritt wird geschenk

in den äckern blüht die stille
am himmel schminkt sich
der abend und winkt

wie lang die zeit hier ist
wie voll ein gedanke

jetzt noch den hügel hinauf
ja –
weihnachten ist in sicht

droht

aerde
und zetde-ef
des schweiza
und da bairische
emtiwi
und bremier
und wos was i
no ois

vakabelt
mit da
gaunzn wöd
und ana zum aundan
kan droht mehr

kellergassen

weiße magie
der landschaft

allein
die schönheit
ist schon berauschend

altweibersommer

schon
bückt sich
die sonne herunter
und hext die letzte süße
in die trauben

die hauer überschlagen
nochmals das jahr
prüfen mit geeichten zungen
und üben sich
in geduld

nur kurz noch
währt das warten –
der weinberg ist schon
im neunten monat

garten eden

felder
fluren
äcker -
dort wächst
alles übrige

doch das
wo der wein reift-
das nennen wir garten

nicht
dass die mühe kleiner wäre-
nein
nur die ehrfurcht ist größer

summanocht

beim hamfoan
mittn in da nocht
bin i in mi gaunga
i wea mi bessan

dass i di net aufweck
schlof i wieda im kölla
dassd di net fiachst
drah i da des nochtkastllampal auf
dass da net haß wiad
moch i da sʹfensta auf
und dassd aufgweckt wiasd
mit musik
nimm i da
in gösnstecka weg

haiku

sommernachmittag
nicht ein windhauch hinkt vorbei
die sonne bäckt brot

haiku

der morgen dämmert
weinstöcke stehen spalier
– halten die hand auf

im frühjahr

grün-weiß
wird modefarbe
der kirschbaum
schickt seine blüten
in den april

märz

der februar
hat den hut genommen
von feuchten dächern

im weinberg
lässt sich
die verstockte erde
erweichen
noch hält alles still –
die neuen hoffnungsträger
sind kurz angebunden
und erheben ihre augen zum himmel

schlechte koatn

viere
siebane
siebzehn
ochtazwanzg
dreißg
dreiadreißg
dreiavierzg
vierafufzg
ochtafufzg
zwarasechzg tog
im frauenhaus
und des is no net gnua
und er hod an pik
und sie hod des kreiz
und er hod ka herz
und sie ka atut mehr
in da haund

5 vor 12

wir sagen
es ist
fünf vor zwölf

und leben
als wär’s
gerade
zwei vorbei

Wintertag

Die sonne  -
wüsste sie
wozu sie scheint -
sie
würde
vor freude zerspringen

Allerseelen

tausend kerzen
werfen ihr licht auf die stille
die erde nimmt uns zurück

feinde werden eins

Der Sturm

der sturm
trug dächer ab
zernagte häuser
dem falter
tat er nichts zuleide

Heldentat

dich
mitten unter der woche
inmitten üblicher arbeitszeit
mitten in deinem nach allen seiten einsehbaren garten
als mann
und geschlagene fünf stunden lang

in deine neue
hippiebunte hängematte
legen

Nach wie vor

nach wie vor regiert das geld die welt
und reiche errichten sich himmel auf erden
nach wie vor streifen spekulanten den löwenanteil ein
und große tiere tanzen traubenweise durchs nadelöhr
den einst als selig geadelten machen sie die hölle heiß
für wenige betuchte braucht es viele arme teufel

klipp und klar

die antwort
wie denn der himmel
vorstellbar sei
kam von einer schülerin
klipp und klar

hundertdreißigtausend quadratmeter
zweihundertsechzig geschäfte
und offen von zwölf bis zwölf

Hab und Gut

mein hab und gut –
so sagen wir
und machen uns keine gedanken
ob der beiden wörter
die da friedlich vereint
in einem atemzug

mein hab und gut –
so sagen wir leichthin
und lassen uns immer neue ramschpaläste
vor die kurzen nasen setzen
- den schon wässrigen mund

keine angst
wir bleiben am ball-ast

Teufelskreis

wenn mir
genug
nicht genug ist

dann ist mir
zu viel
bald
zu wenig

rede-wendung

einst
da atmete man auf
wenn einer sagte
schwein gehabt

inzwischen
muss man sich fast fürchten

Vierersessellift

ich fuhr zusammen
mit einem paar
aus wien

so still ist es selten
sagt sie sorgsam leise

sie könnten ja
lautsprecher montieren auf den stützen
darauf der mann


er hatte rein gar nichts verstanden

net afoch

woa des schon et afoch
wia da voda
sein kind eaklean hod woin
warum de leit
imma so komisch san in da kirchn
kana griaßt
kana redt
und an locha heast scho goa net
trotzdem is es
ein haus der freude
hod da voda gsogt
richtig bled
is owa daun erscht wuan
wia des kind beim mittogessn
gfrogt hod
papa waun gehstn wieda ins freudenhaus

erziehung

ich möchte dich
nicht ziehen
nicht an den ohren
und damit groß
nicht in zweifel
und nicht den vergleich
ich möchte dich
nicht ziehen
und wenn
dann ins vertrauen
und wenn
dann den hut
ich möchte dich
nicht ziehen
doch einmal ziehen lassen
-    das muss wohl sein

ich möchte dich
nicht schlagen
nicht rat-schlagen
nicht in beschlag nehmen

ich schlage mich
auf die seite derer
die dich das staunen
lehren wollen
und dir unter die arme greifen
wenn du es brauchst

warum gott so klein wird

damit er nicht mich klein macht
damit ich vor dem berühren nicht erschrecke
damit ich antworten kann
damit ich mitwachsen kann
damit er nicht von oben herab
mit mir reden kann

warum gott so klein wird
damit wir
zusammen in mein herz passen

gedanke beim nachrichtenhören

im abgestürzten
flugzeug
fand man
fragmente
eines abschiedsbriefes

. . . was
würde ich schreiben
hätte ich
noch
zwölf worte zeit . . .

5 vor 12

wir sagen
es ist
fünf vor zwölf

und leben
als wär´s
gerade
zwei vorbei

hügelland

welle an welle
unentwegt schenkende sanftheit
im auf und ab
der zeit

ein wohnzimmer gottes

höffasyndrom

i nimma zeit
i nimma zeit
i nimma zeit
i nimma zeit
i nimma zeit
i nimma zeit
i nimma zeit
i nimma zeit
i nimma zeit
i nimma zeit
i nimma zeit
i nimma

nochrennal spühn

zerscht
bin i dia
nochgrennt
daun
bist du mia
nochgrennt
dawischt
haum ma uns nie

oba
waun ma uns
dawischt hättn
daun
hättns uns net
dawischn diafn

lautleise

das lautleise
schwimmen
durch die felder heute

eine handvoll brot
für die seele

bezeichnend

kreuze –
an ackerränder gestellt
der tote christus
wird zum symbol –
nicht der lebende

wir lassen ihn hängen
mit seinen ideen

erde

die reifen läßt –
und zerfallen

erde –
die mensch heißt
wenn sie lachen kann

frühling

das wiesenorchester
stimmt die instrumente

nackt noch
tanzen zwei bäume
ballett

betrachtung

wenn einer
„im eck“ ist
dann wird von dem
nichts mehr erwartet
er ist abgeschrieben und
erledigt

und so gesehen
sind sie doch ziemlich typisch
–    die herrgottswinkel
oder?

warum ich schreibe

ich schreibe zum zeitvertreib
ich möchte die zeit
vertreiben

diese zeit
diese bombenzeit
diese zeitbombenzeit

dafür schreibe ich
zum zeit-vertreib

einmal noch

so welk auch die haut
so morsch auch das lächeln
so faul auch das feuer –
wir bleiben nicht stehen
im aschenregen

und heften uns
an die fersen
der träume

einmal noch

und
nöcher

ernte

weil etwas begraben wurde
ernten wir nun
weil etwas gestorben ist
leben wir nun
was wir gegeben haben
kommt hundertfach zurück
das neue kommt
aus dem alten
den anfang setzt immer
der abschied
es gibt keinen
anderen weg

schöpfung

wia da sechste tog aus woa  
hods grod amoi zwa menschn gebn
oba sunst scho  nix
ka internet ka shoppingsenta net amoi an compjuta
nua des paradies
mit himbeermüsli jedn tog
und wäu a scho hundsmiad woa
da herrgott
hod a si denkt
jetzt soi da mensch weida mochn

oba wia am siebnten tog und
de gaunze nexte wochn
rein goa nix weidagaunga is
und da adam nua dam draht hod untan opfibam
hod irgendana da eva de schlaungan gschickt

seitdem gibt’s kriag

komisch nua
dass nua deswegn a
wos weidagaunga is

märchen

es war einmal
ein korrupter politiker

straßeneröffnung

einmal
jene dabei sehen
die wirk-lich dabei waren
die kemals und mustafas
mit ihren staublungen und schwielen
nun den letzten handgriff zu tun
den einfachsten aller
den scherenschnitt
ein bißchen nur
zu teilen
die ruhmesblätter
den kies

Vorschlag für sammelwütige

guteluftstunden sammeln
mittagsschläfchen und durchhängematten
zuhörportionen und augenweiden  
lachwurzen und kichererbsen
spaßvögel und steckenpferde
staubwolken und luftschlösser
grauzonen und eselsgeduld
stillstandbeine und auszeitnehmer
stechuhrketten und stopptafelfreuden
aufwartestellen und heimwärtstrainer
insgrünefahrten und blaupausen
nichtsfürungüter und gutfinder
umbruchrechnungen und gefühlsausbrüche
kopfhochsprünge und herzerweicher
andiehandnehmer und wegweiser
guteluftstunden sammeln

mittagsschläfchen
und

durchhängematten

untaschätzt

wäu as
net übas herz brocht hod
dass as dasauft
hod as zaumgfaungt
da opa
de fünf frischn jungan katzln
rerat eine ins auto
und ausgsetzt im woid

oba wäu
katzln net ins wiatshaus gengan
und a boa stamperln saufn
woans daun vua eam
scho wieda daham

Dorftuschelei

wahrscheinlich
hatte er wieder
einen schlaganfall
- ihr mann

ist er im spital?

nein -
sie

ostergedicht

bist ein echter marketingexperte
gevatter tod
das muss man dir schon lassen
füllst mühelos jede zeitung
lässt es hurtig krachen mit autos und eisenbahnen
greifst dir blitz und flugzeug aus heiterem himmel
hin und wieder ein weltkrieg oder ein erdbeben als massenveranstaltung
nimmst mörder und diktatoren unter vertrag
maskierst dich mit schafspelzen
reißt dir ganze jahreszeiten unter den nagel
bastelst unaufhörlich in jedem körper
in jedem gesicht
jeder grabstein dein logo
sogar das braune blatt

bist ein echter marketingexperte
gevatter tod

man könnte glatt meinen
alles liefe nur auf dich hinaus

hausspruch

mehr als ein haus
- ein zuhause

unter dach und fach
die sehnsucht
das sein

und wieder und wieder
willkommen
der fremde
der freund

noch einmal

er wollte werden
wie sie
weil er
sich selbst
nicht aushielt

sie wollte werden
wie er
weil sie ihr selbst
nicht akzeptieren konnte

als sie dann
einander umarmten
hatte sich jeder
noch einmal
am hals

kindesweglegung

herr
so schnell dein stern aufgeht
über dem stall
räumt er auch wieder das feld
du kommst
in dein eigentum
doch die deinen
nehmen dich nicht auf
als holder knabe
kurbelst du noch die geschäfte an
dann aber schleunigst ab mit dir
in die babyklappen an den kirchenmauern

die rädchen der reichen
drehen sich besser ohne dich

informationsmaungl

wia am häulichn obend
kuaz vua da bescherung
de mama furt in da kirchn
de drei kinda total üwadraht
und da voda komplett üwafoadat woa
hod a in seina hüflosigkeit
sei jogdgwehr gnumma
is ausse vua de tia
und hod draußn dreimoi ind luft ballert

jetzt hob i s‘christkindl daschossn
hod a brüht
wiara wieda einekumma is
de kinda woan schmähstad
an augnblick
owa daun hod de klanste zum rean augfaunga
und hod dauand nua gschluchzt
de mama is tot

mausfoin

dass eam sei frau
net beim tschättn mit aundare damen dawischt
hod a gsogt
a boa meis rennan umadum in sein hobbyraum
und zum beweis hod a glei drei foin aufgstöht
späta bei da scheidungsvahaundlung
woit da richter wissen
wias eam draufkumma is

hods gsogt
si weans net glaubn
owa den schmäh hob i
in an gedicht glesn
vom weiß rudl

kompliment

mei frau sogt imma
i kunntat echt
am bestn
am sundog im tatort
de leich spühn

wäu de
des jetzt haum
bewegn si imma a bissl
waunst genau hischaust

komisch

komisch -
jetzt hob i
dreißg kilo ognumma
oba -
guat schaust aus -
hod seitdem
kana mehr
zu mia gsogt

himmi

aungeblich
hod amoi a klana bua
in großn theologn rahner koal gfrogt
ob a im himmi a no fuaßboi spühn kau
und da koal hod gsogt
wauns fia eam gaunz wichtig is
daun kaun a
des kauns owa daun net sei –
a viatl vom himmi a stadion
des zweite viatl a swingaklub
des dritte a ha und em
und fost da gaunze rest a schweizahaus

vuateu

waun i
im jänner
ausn fensta schau
und es is vü schnee draußt
muass i easchtns söwa s’auto ausschaufin
und daun no söwa foan a
waun i
im juli
ausn fensta schau
und es is vü schnee draußt
hoins mi o

göd aussehaun

mei frau
hod ma zum gebuatstog
a scheibtruchn saumt schaufi gschenkt
warum -
des waß i bis heit net
mia hättn jo eh ihre ghobt
und bei de orbeitshandschuach
do hods daun sogoa zwa boa kaufn miassn

damits zwa linke fia mi hod

denkanstoß

wia da bankräuba
mit da pistoin umadumgfuchtlt hod
und gschrian hod
göd oda leben
do hod da bankbeaumte nua gsogt
heans
des übaleg i ma a scho
de gaunze zeit

de oidn

in gaunzn tog
hazt a ei
da opa
sogoa no im juni
nua waun um fümfe
sei bua kummt
a scho boid siebzg
heat a auf
do is eam woam gnua

brotlose kunst

mia zwa -
mia san echte künstla
mei frau zum beispüh
de kaun kerzn vaziern
so kunstvoi wia ka zweite
- und daun vaschenkts as
und i -
i kaun schnee schaufin
im hof und in da nocht
ohne dass
a nua amoi
da bewegungsmöda auspringt
oba des bringt a net vü

blau

da himmi is blau
de donau is blau
da montog is blau
und ea no net
wos gibts schenas

a boa oide weibauern

a boa oide weibauern
sitzn im kölla
bei a boa floschn
und regn si
in olla ruhe füachtalich auf

wäu unlängst
im fernsehn so a füm woa
wo endlich amoi
a boa oide weibauern vuakumma san
oba de san de gaunze zeit nua
im kölla
bei a boa floschn gsessn
und haum si in olla ruhe
üba irgendwos
füachtalich aufgregt

heilige nacht

mitten
aus
der fin-stern-is
ein stern

Sterben

sterben
möcht ich
ein leuchten in den augen

ich sammle schon
dafür

abschied

abschied –
das ist

wenn mir
dein duft
wie eine schlinge
um den hals
liegt

laundesbeaumta

in amerika
hod da geheimdienst
in de sechzga joa
um zwahundat müllionen dollar
a komplette obhuachaunlog
in a kotz eibaut –
im schwaunz woa de antenne –
und de woitns daun
in moskau am rodn plotz
ois agent umadrum renna lossn
leida is’ scho beim erschtn probeeinsotz
von an taxi zaumgfiad wuan

oba seitdem i des waß
schrei i imma
hoch lebe die övaube
waun i bei uns daham
in d’schupfn einegeh
wäu duat san uns vua a boa wochn
auf rätslhofte weise
siebn schwoaze kotzn zuagrennt

Aufgelegt

du
bist mein stern

und du
mir schnuppe

freiheit

in mein leben –
gott
da redet mir niemand drein
und schon gar nicht die kirche
die nur vor-schriften macht aus deiner schrift
ich tue und lasse
was ich will –
geh zum friseur
wenn es die mondphase meint
geb mein geld aus
wenn mein krafttier freundlich blinzelt
such mir eine neue liebe
wenns die sterne mir stecken
leg mir steine ans herz
bevor es bricht
und bring meine wohnung auf hui
mit dem putzplan von feng shui
in mein leben –
da redet mir niemand was drein

kindamadl

s’kindamadl is gsturbn
gestan nochmittog
grod hods no winkewinke deit
mit de teledabbis
do is uns auf amoi schwoaz wurn
vur de augn
und aus woas
kann mucksa hods mea gmocht
dabei woas no goa net so oid
des ding
siebzehn joa
und jetzt is hi
s’kindamadl is gsturbn
d’ leich hoin de slowakn
des neiche is floch schoaf und sauteia
des häng ma scho an de waund

land-streicher

aquarelle aus gerste und wein
ölbilder aus raps und sonnenblumen
eine kohlezeichnung
der winter –

mit gewandten traktoren
führen die land-streicher
ihre pinsel übers land
und bauen immer neue bilder
fresken der fruchtbarkeit
ikonen des wandels
ganze gobelins
aus den gaben von gottes hand

noch einmal

er wollte werden
wie sie
weil er
sich selbst
nicht aushielt

sie wollte werden
wie er
weil sie ihr selbst
nicht akzeptieren konnte

als sie dann
einander umarmten
hatte sich jeder
noch einmal
am hals

März

In deine schule
möchte ich
erstarrtes aufzuweichen

Geiz ist nicht geil

als der allen
als besonders geizig bekannte schweinestallbesitzer
erstmals im laufhaus
fast schon
bei der pikanten sache war
ging plötzlich nichts mehr

warum hatte sie ihm
auch ausgerechnet
lass die sau raus
ins ohr flüstern müssen

Antrag

warum immer
die schnellsten
weitesten
höchsten

hiermit sei beantragt
schlendern
bummeln
genüsslich flanieren
als neue olympische disziplin

kindesweglegung

herr
so schnell dein stern aufgeht
über dem stall
räumt er auch wieder das feld

du kommst
in dein eigentum
doch die deinen
nehmen dich nicht auf

als holder knabe
kurbelst du noch die geschäfte an
dann aber schleunigst ab mit dir
in die babyklappen an den kirchenmauern

die rädchen der reichen
drehen sich besser ohne dich

heim

ich schlendere
den feldweg heim
nach dem gewitter
selbst
in der trübsten pfütze
noch so viel himmel

ernte

weil etwas begraben wurde
ernten wir nun
weil etwas gestorben ist
leben wir nun
was wir gegeben haben
kommt hundertfach zurück
das neue kommt
aus dem alten
den anfang setzt immer
der abschied
es gibt keinen
anderen weg

reise-zeit

wir haben keine
hochzeitsreise
gemacht

wir sind noch
unterwegs

auf unserer reise
durch die hochs
und tiefs
unserer zeit

freudscher versprecher

tschüss
ich geh schnell ins
fitnesscenter
wollte er sagen

heraus kam

ins
laufhaus

landstrich

die szenerie –
ein einziger kinosaal
alle drei wochen
drehen gott
und die bauern hier
brandneue streifen
billeteure müssten stehen
an jedem feldweg


ich schlendere hinein
mitten ins bild
– ein beschämter statist
in dieser flut der geschenke

kein wunder

er warf ein auge
auf sie
das andere hatte sie ihm
schon vorher verdreht

kein wunder
dass er blind war
vor liebe

frühlingserwochn

wia ollas
so fuachtboa frühlingserwocht is rundumadum
is a zum schamanischn lebensberota gaunga
in seina einsaumkeit

er soi si hoid a beispüh
an da natur nehma
hod der gsogt -
do fügt si a ans ins aundare

hod a in holla gsegn
in bliaradn
beim hamgeh -
der kaun a nua woatn bis a schwoaz wiad
hod a si denkt

nichtstestotrotz

konsumrausch
kitschgesäusel
und kapitalanbetung –
nichts kriegt weihnachten kaputt
das fest ist aus einem guten stall